Mundart, Brauchtum und Laienspiel
Sachausschuss-Vorsitzender: Dieter Häringer, Kempter Wald-bua Hochgreut
„Treu dem guten, alten Brauch“ werden die Traditionen und der Dialekt eines Ortes bzw. einer Region weitergetragen.
Dazu werden Heimatfeste organisiert und Brauchtumsabende durchgeführt – die Ansagen erfolgen selbstverständlich in der jeweiligen Mundart. Aber auch örtliche Bräuche wie z.B. Maibaumaufstellen, Maibaumklettern und Fastnachtsbräuche werden lebendig erhalten.
Auch die Mitgestaltung kirchlicher Feste wie Erntedank, Kirchweih oder die jährlich stattfindende Trachtenwallfahrt nach Maria Trost gehört zur Brauchtumspflege.
Das Tragen der Tracht beinhaltet auch das Bestreben, „treu dem guten, alten Brauch“ die Traditionen eines Ortes bzw. einer Region weiterzutragen.
Viele Vereine sind im örtlichen Leben aktiv eingebunden, um ein Funkenfeuer zu entfachen, Palmboschen zu binden, einen Maibaum aufzustellen, Kirchweih- und Erntedankfeste auszugestalten oder mit dem Brauch des Hl. Bischof Nikolaus Kinder zu erfreuen.
Neumodische Entwicklungen (z.B. Helloween anstatt Neujahrswünsche von Kindern etc.) wollen wir durch öffentliche Diskussionen ins Bewußtsein rücken.
Das Trachtlerjahr orientiert sich sehr stark am Kirchenjahr. Daß während der Advent- und Fastenzeit kein öffentlicher Tanz stattfindet, worunter auch das Schuhplatteln zählt, soll z.B. beachtet werden. Ausserdem gehört die zur jeweiligen Jahreszeit passende thematische Gestaltung von Heimatabenden zu den Aufgaben der Trachtenvereine.
Die Pflege von Gesang, Jodlern, Stubenmusik, Alphornspiel sowie heimatkundliche und jahreszeitliche Informationen ermöglichen brauchtumsgerechte Darbietungen.
Der Dialekt ist eine starke Botschaft des heimatverbundenen Trachtlers. Dies gilt im Alltag ebenso wie bei der Ansage von Veranstaltungen, Mundartlesungen, beim Einakter und Theaterspiel.
Wenngleich aufgrund der global vernetzten Arbeitswelt und des Tourismus die Dialektklänge nicht mehr so ausgeprägt sind, wie in den früheren, hauptsächlich von der Landwirtschaft geprägten Zeiten, sind doch Tracht und Dialekt untrennbar miteinander verbunden
„Die Farben einer Landschaft ist die Tracht, die Melodien einer Landschaft ist die Volksmusik und der Dialekt.“
S‘ Trachtlerleabe
Bei eis im Land do umanand,
mir an Haufe Trachtler hand,
und i möchte uib sage Leut,
dia meischte deand des mit viel Freud.
Doch muascht so ebbas doa drzue,
dass bisch a saubrer Trachtlerbue,
do brauchsch a stramme Lederhose,
Strümpf, so braun wia d’Schweinsbratsoße
an d‘ Fiass noa a paar Haferlschuh,
und für d‘ Figur, so sottesch esse d‘ Suppe,
dass d‘ nei pascht in an Trachtlerjuppe.
Bei de Weiber, alt und Kinder
isch es eander fascht no minder,
do lueget oi scho zwider,
wenn se o‘ nemme miesset ’s Mieder.
A Strumpfhose, an Rock und Schürze,
gind am Trachtlarmädle d‘ Würze,
dass d‘ Föhla standet sauber do,
gkeart a Gschnür an d‘ Wampe no,
und dass auslueget, alles recht und guet,
kommt obanauf der Trachtlarhuet.
A Schultertuach gkärt o drzue,
und an dia Fiass noa – a Paar Schuh,
isch voana zweanig, ja do verreck,
do deand se nei – a Blomegsteck!
D‘ Trachtlar wered leider nimm viel mehr,
s‘ Trachtlerleabe isch o manchmol ganz schea schwer,
weil Dir misset wisse – Leit,
es do strenge Regla geit.
Dia meiste Leit send recht verwöhnt,
doch bei de Trachtlar, s‘ Moderne isch verpönt,
viele Leit nuimodische Sacha hand
des gfällt eam it, am Gauvorstand.
Hosch Du o, a lattrigs Hemad,
oder d‘ Schuhbändel hebet it reacht zemet,
oder a Uhr det, an der Hand,
des gfällt eam it, am Gauvorstand.
D‘ Weiber misset d‘ Hoar zemet ziache zu am Dutt,
daß d‘ moisch, eaz weard dr Grind kaputt,
hanget d‘ Hoar recht wirr umanand,
noachet gfällt dös it, am Gauvorstand.
Ganz sicher geits a Riesengfrett,
hosch omat a Tätowierung det,
oder an der Stirn a Band,
dös goht it, was set denn do dr Gauvorstand.
Off d‘ Trachtaproba sott ma fleißig gau,
denn dia Plattler miasset flüssig gau,
ond es solt o hau an Schlanz,
bei jedem der Figuretanz,
isch do im Getriebe Sand,
nochat gfällt dös it am Gauvorstand.
Weil viele Leut a Handy hand,
dunkt dös nix, eiserm Gauvorstand,
dös gäb a Gschrei ganz Mordio,
goht unterm plattle s‘ Telefo.
Langsam komm i noch zum End,
sonscht schimpft mi no dr Reinhard Gschwend,
doch halt, so auf die Schnelle,
möcht i no a Gschicht verzelle:
oinar hot a Baurschaft gket,
im Schtal hots gkuret, s‘ war a Gfrett,
ea luegt off d‘ Uhr und set – ja mei,
i sott ja scho beim Brauchtumsobed sei.
In dr Eile leits koi Esse,
und s‘ wäsche hot er o vergesse,
ea hot no denkt, des sei o. k.,
haut pfundweis no vo seinem Deospray.
Hot gset, er kommt grad vom maloche,
doch d‘ Kollegar, dia hand bös d‘ Näs naufzoache,
und saget, hosch denn Du no all beinand,
dös goht doch it, was set denn do d’r Gauvorstand.
Dia meischte Plattlar, Gott sei Dank,
sind umarand rum rank und schlank,
doch s‘ geit scho oi mit Übergwicht,
mit knapp 3 Zentner, do bisch nimma gricht.
Und do entstoht noach dös Problem,
wenn d‘ plattle wilsch, verschauf es nimm.
Bei eis geits scho so a Ungetüm,
doch dr Noame, dea bleibt anonym.
Des isch oir, wo ebbas ko,
und isch o sonscht a reachter Mo,
bloß d‘ Brotzeit ißt a mitsamt em Tellerrand,
dös goht doch it, was set denn do dr Gauvorstand.
So, iaz komm i wirklich noach zum End,
am Schluß, do kommt no dro dr Grind,
dea muß hau an saubre Schnitt,
plattle muasch in Reih und Glied,
it, dass es aussieht, wia auf dem Rodeo,
do schimpft a noch, dr Haslach Theo.
Verfaßt und vorgetragen von Andi Fichtel, Kienbergler Pfronten
am Brauchtumsobed des östl. Gaugebietes am 8. Juni 2003